Biopiraterie
Biopiraterie bezeichnet seit etwa 25 Jahren die Aneignung genetischer Ressourcen und des traditionellen Wissens indigener Gemeinschaften um ihre Verwendung durch Konzerne der Pharma-, Lebensmittel- oder Saatgutindustrie. Eine Form der Privatisierung und kapitalistischen Inwertsetzung bzw. Einbeziehung von Commons in den Verwertungsprozess des Kapitals.
Während es zunächst um materiegebundene genetische Ressourcen ging, deren Verwertung durch das Nagoya-Protokoll im Rahmen der UN-Konvention über biologische Vielfalt (CBD) von 2010/2014 geregelt wurde, nahm vor etwa 10 Jahren durch die neuen Möglichkeiten der Genom-Sequenzierung und der synthetischen Biologie die Diskussion um „Digitale Sequenzinformation“ (DSI) zu. Welche Bedeutung haben in diesem Zusammenhang die Entscheidungen der CBD-COPs 14/20, 15/9 und 16/4?
Begünstigt wurde Biopiraterie durch die zwangsweise Einführung von Systemen sog. geistigen Eigentums durch das TRIPS-Abkommen im Rahmen der WTO in vielen Staaten. Kann der neue Vertrag über Offenlegungspflichten für Patentanmelder, deren Erfindungen auf genetischen Ressourcen und/oder damit verbundenem traditionellen Wissen beruhen, von 2024 im Rahmen der Weltorganisation für geistiges Eigentum WIPO (GRATK Treaty) ein Gegengewicht dazu bilden?
Schließlich wollen wir diskutieren, welche Möglichkeiten zur antikapitalistischen bzw. allmendefördernden Intervention sich bieten.
Link zu einem Einführungstext in die DSI-Problematik: https://www.fdcl.org/2020/10/datenzugriff-schrankenlos-limitierte-nutzniesser/