Im August 2025 kündigte die mexikanische Präsidentin den Ausbau der zerstörerischen Infrastrukturprojekte „Tren Maya“ und „Interozeanischer Korridor“ nach Guatemala an. In den vergangenen Jahren führten die miteinander verbundenen Projekte bereits zu einer territorialen Neuordnung Südmexikos: Neben den Zugstrecken entstehen Straßen, Häfen und Flughäfen, Industrieparks, urbane Zentren, Monokulturen, Gaspipelines oder Raffinerien. Während der Korridor als „Panamakanal auf Schienen“ Pazifik und Atlantik miteinander verbinden und Energiegewinnung wie industrielle Produktion entlang der Strecke ermöglichen soll, geht auch die Funktion des vor allem touristisch präsentierten „Tren Maya“ auf der südlicheren Yucatán-Halbinsel weit über den Transport wohlhabender Passagier*innen zwischen archäologischen Städten und Karibikstränden hinaus: Neben dem Erschließen neuer Regionen für den Massentourismus soll auch der „Tren Maya“ als Güterzug fungieren, mit direktem Anschluss an den „Interozeanischen Korridor“ und eigene Häfen, was das Verbinden zahlreicher extraktivistischer Megaprojekte ermöglicht. Im Verbund bilden „Tren“ und „Korridor“ also ein Gigaprojekt gigantischen Ausmaßes: Einige der artenreichsten Ökosysteme des Kontinents werden genauso gefährdet wie die Kosmovisionen und Lebensweisen zahlreicher indigener Bevölkerungsgruppen in der Landenge von Tehuantepec und den fünf südlichsten Bundesstaaten des Landes. Traditionelle Anbaumethoden und Gemeindeland weichen Plantagen und Bauprojekten, das Wasser wird kontaminiert und der Boden versiegelt, während die Gewalt in der Region zunimmt. Inmitten eines der größten Migrationskorridore der Welt dienen die militarisierten Megaprojekte auch den Grenzregimen globaler Akteure, und neben transnationalen Konzernen und den mexikanischen Streitkräften hofft auch die organisierte Kriminalität auf Gewinne durch das koloniale Erschließen bisher autonomer Nischen. Dabei stellen „Tren“ und „Korridor“ nur den aktuellen Versuch historisch anhaltender Angriffe auf diese Region dar: Bereits im 19. und 20. Jahrhundert sollten militarisierte Zugprojekte den Süden Mexikos für die wirtschaftliche Ausbeutung erobern – und die indigenen Rebell*innen bekämpfen.

Über die aktuelle Situation vor Ort, die Beteiligung europäischer Unternehmen und den andauernden Widerstand berichtet die internationale Recherche AG / Colectivo de InvesitgAcción.

Die internationale Recherche AG / Colectivo de InvesitgAcción ist ein internationalistisches Recherche-Kollektiv, welches globale Prozesse – sowohl historische als auch aktuelle – im Kontext der Zerstörung von Leben und Territorium untersucht. Wir sind den antikapitalistischen, antirassistischen, antikolonialistischen und queer-feministischen Kämpfen verpflichtet, weshalb unsere Recherchen (investiagciones) zu Aktionen (acciones) führen. Zwischen 2021 und 2025 haben wir zwei Veröffentlichungen zu den Megaprojekten „Tren Maya“ und dem „Interozeanischen Korridor im Isthmus von Tehuantepec“ im Süden und Südosten Mexikos erarbeitet. Beide Veröffentlichungen sind kostenlos auf unserer Website verfügbar: https://deinebahn.com/tag/oekozid/ Kontakt: recherche-ag@riseup.net

AR