Haiti gelang 1804 das, was lange unvorstellbar war: die Befreiung vom Kolonialismus und der Sklaverei durch den Sklavenaufstand. Doch das Ende der französischen Kolonie bedeutete noch nicht die Befreiung vom Kolonialstaat Frankreich, denn Frankreich zwang Haiti einen gewaltigen Schuldenberg auf, der Frankreich für entgangene Profite durch Sklaverei „entschädigen“ sollte. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts musste Haiti diese illegitimen Schulden bei der ehemaligen Kolonialmacht abstottern.

Doch die kolonialen Schulden sind nicht nur Thema für Geschichtsbücher. Bis heute wirkt der Kolonialismus fort. Denn auch die aktuelle Schuldenarchitektur ist durch neokoloniale Strukturen geprägt und es fließen unrechtmäßig Ressourcen vom Globalen Süden in den Globalen Norden. Unter anderem widmen wir uns den Fragen:

  • Warum ist ein Großteil des Globalen Südens kritisch verschuldet?
  • Wer sind die ausländischen Gläubiger?
  • Wie wird darüber entschieden, ob ein Land Schuldenerleichterungen bekommt?
  • Und wie reproduziert die globale Schuldenarchitektur bis heute koloniale Strukturen?

In diesem interaktiven Workshop zeigen wir, auf welche Weisen Schulden sowohl Folge von als auch ein Instrument für koloniale(n) und neokoloniale(n) Herrschaftspraktiken sein können.

Und wer hat sich eigentlich was zu Schulden kommen lassen? Müsste man angesichts der immensen Kolonial- und Klimaschulden des Globalen Norden nicht eher davon sprechen, dass der Globale Norden dem Globale Süden etwas schuldig ist? Wir demonstrieren, wie soziale und antikoloniale Bewegungen für eine gerechtere globale Finanzarchitektur kämpfen und zeigen Möglichkeiten auf, wie Teilnehmer*innen selbst zu einer faireren Finanzarchitektur beitragen können.

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